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  • heimisch 03/2022

    Brauchtum am Bau

    In dieser Ausgabe stellen wir die Bräuche rund um die Fertigstellung des Dachstuhls und das dazugehörige Richtfest vor.

    Während der Bauphase gibt es einige Traditionen, die zum Teil bereits im Mittelalter zelebriert wurden.  Die spannende Zeit des Hausbaus wird durch die Bräuche mit geselligen Festen, Segenswünschen und schönen Erinnerungen begleitet.

    Fertigstellung des Dachstuhls 

    Ist der Dachstuhl so gut wie fertig aufgerichtet, fehlt zu guter Letzt noch die Firstpfette, auch Firstbaum genannt. Darunter versteht man den höchstgelegenen Dachbalken, der den Dachstuhl komplett macht. In manchen Gegenden ist es Brauch, dass eben dieser von Freunden oder Nachbarn im Vorfeld gestohlen wird. Erst nach zähen Verhandlungen um Speis und Trank wird er wieder zurückgegeben.

    Früher glaubte man, die Firstpfette hätte eine besondere Schutzfunktion. Sie sollte vor Unwetter, Blitz und Hagelschlag, aber auch vor Dämonen und Hexen schützen. Von den Zimmerleuten wurden zum Schutz und Segen verschiedenste Ornamente und Schutzzeichen eingekerbt. 

    Das Richtfest

    In direktem Zusammenhang mit dem Aufrichten des Dachstuhls (daher auch der Name des Brauches) steht das Richtfest. Dieser Brauch stammt aus dem 14. Jahrhundert, war damals ein Teil der Entlohnung der Handwerker und wird auch heute noch gern gefeiert. Das Richtfest, auch Hebfeier oder Bauheben genannt, wird gefeiert, wenn der Rohbau eines Gebäudes steht. 

    Bevor die Firstpfette am Tag des Aufstellens an den vorgesehenen Platz gehoben wird, wird sie mit einem Nadelbäumchen geschmückt. Er ist Symbol für Festigkeit, Standhaftigkeit und Langlebigkeit – was man sich auch von seinem neuen Gebäude erhofft. Die immergrünen Nadelbäume sind zudem Sinnbild des Lebens und der Fruchtbarkeit und wünschen den neuen Besitzern nur das Beste für die Zukunft. Das Bäumchen besorgt der Bauherr und es ist auch seine Aufgabe, es mit einem Nagel am Firstbaum zu befestigen.

    Je nach Region kann der Firstbaum mit bunten Bändern geschmückt sein, oder es kommt stattdessen eine Richtkrone oder ein Richtkranz auf das Dach. 

    Anschließend trägt der Zimmerermeister den Richtspruch in luftiger Höhe auf dem Dach vor. Ein Gedicht zum Dank für die Handwerker und mit der Bitte um eine gute Zukunft und Glückwünsche für die Bauleute. Der Redner hält ein Glas Sekt in der Hand, welches er nach dem Richtspruch auf den Boden wirft, in der Hoffnung, es möge zerspringen und Glück bringen.

    Und dann kann der Festschmaus beginnen, den die Bauleute spendieren. Beliebt sind handfeste Köstlichkeiten, zum Beispiel Gulasch oder Gegrilltes und es fließt reichlich Bier. Eine Gelegenheit, um den Fortschritt des Bauwerks zu bewundern und sich bei allen Handwerkern, Nachbarn, Freunden und Familie zu bedanken. Einzelne Beteiligte absichtlich auszuschließen, gilt als Fauxpas. 

    Egal welche Rituale und welche Gegend, Richtfeste dienen der Wertschätzung aller beteiligten Handwerker und Helfer, auch der Geldgeber, Freunde und Familie. 

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